ARGE Willkür

Gesetze gelten in der ARGE nur bedingt. Geltendes Recht muss oft erst durchgesetzt werden. Das ganze Hartz-IV-Mach-werk steht in Verdacht, verfassungswidrig zu sein.

Die ARGEn sind ein potentiell rechtsfreier Raum. Was im Sozialgesetzbuch schwarz auf weiß festgeschrieben ist, gilt innerhalb der ARGE wenig. Jeder, der einmal eine ARGE betreten hat - egal ob als Betroffener oder als BegleiterIn –, weiß ein Lied davon zu singen ...

Erwerbslose werden in den ARGEn immer wieder dazu gedrängt, Schriftstücke und „Vereinbarungen“ zu unterschreiben, die nachteilig für sie sind. Der umfassenden Aufklärungspflicht, zu der die Behörde nach Gesetz verpflichtet ist, kommt sie nur im Einzelfall nach.

 Die Behörde hat alle für den Einzelfall bedeutsamen, auch die für die Beteiligten günstigen Umstände zu berücksichtigen.“

SGB X (10. Sozialgesetzbuch), § 20, Absatz 2

Die Realität sieht jedoch anders aus: Bereits aufgrund von Vermutungen werden Menschen im Hartz-IV-Bezug „sanktioniert“ (siehe Rück-seite). April 2007 ist in Speyer ein 22-jährigen Erwerbsloser verhungert ist. Er war von der ARGE schrittweise auf Null heruntergekürzt worden. Dieses Herunterkürzen auf Null ist im "Sanktionskatalog" des Sozialgesetzbuchs vorgeschrieben. Wem dann die Kraft fehlt, vor dem Sozialgericht auf Weiterzahlung zu klagen oder bei der ARGE um Lebensmittelgutscheine zu betteln, der verhungert eben ...

 

 
„Die ARGE setzt sich über Gerichtsurteile hinweg, über Fachgutachten, über fachliche Stellungnahmen, über jede Sachkenntnis und Vernunft.“
aus einem Protesbrief eines Hartz-IV-Beziehers an Franz Müntefering (SPD-Bundesvorsitzender a.D.)

 

 

Sich wehren

lohnt sich …

Die Hartz-IV-Gesetze sind "von überforderten Ministerialbeamten unter den Vorgaben der politischen Spitzen zusammengezimmert worden", stellt der Düsseldorfer FH-Professor Dr. jur. Utz Krahmer fest. Was die Hartz-IV-Sätze für Kinder betrifft, gehe "alle Welt davon aus, dass sie nicht verfassungsgemäß sind", betont Monika Paulat, Präsidentin des Deutschen Sozialgerichtstags.

Zu Beginn des Jahres wird ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum viel zu niedrigen Hartz-IV-Kinder-Regelsatz erwartet. Im Jahre 2004 hatte ein Vater geklagt. Ein langer Weg durch die Instanzen!

„Zum ersten Mal sitzen in einem hochbrisanten Gerichtsverfahren nicht die Hartz 4-Opfer, sondern die VerursacherInnen des größten sozialpolitischen Täuschungs-projekts selbst auf der Anklage-bank“, unterstreicht der Berliner Politikprofessor Peter Grottian.

 

 


SIE VERLASSEN DEN DEMOKRATISCHEN SEKTOR

 

Die Düsseldorfer Agentur hat kürzlich verfügt, dass auf dem "Betriebsgelände", dem Platz vor der Agentur für Arbeit/ARGE Nord, kein Infostand mehr stehen darf. Der monatliche ARGE-Aktionstag wird trotzdem stattfinden. Für ein Sanktionsmoratorium!

www.sanktionsmoratorium.de

 

Hintergrund:
Anlässlich derLeiharbeitsmesse im August in der Agentur für Arbeit gab Ingo Wilke, Mitglied der Anti-LeihArbeit-Initiative Düsseldorf  (www.alaid.de), der WZ ein Statement. Wilke kriti-sierte die florierende Leihar-beitsbranche: „Die Unterneh-men kassieren mit, diese Zwi-schenebene neben den Arbeit-agenturen ist überflüssig.“(WZ 27.8. 09) Dieses Statement, das Wilke im Foyer der Arbeits-agentur gab, war hochbrisant. Jetzt ermittelt der Staatsschutz. Vorwurf: Hausfriedensbruch.
Merke: Wer Leiharbeit kritisiert, gefährdet die Fundamente unseres Staates …

 

arg, Ärger, ARGE 
Die Düsseldorfer Arbeitslosen-initiative hat im Jahre 2008 Unfassbares dokumentiert:

Einige Beispiele:

► trotz des Gebots der Informations-freiheit werden die Richtlinien, nach denen ein Antrag nicht bewilligt wird, von der ARGE nicht benannt

► Menschen, die ein Papier nicht ohne Prüfung oder unabhängige Beratung unterschreiben wollen, wird mit sofortiger Streichung der Leistung gedroht.

► Begleitpersonen werden mit Win-digkeiten versucht, abzuwimmeln.

► regelmäßig verweigerte Eingangs-erklärungen bzw. Quittungen für abgegebene Unterlagen.

► Anrechnung von Kindergeld obwohl keines gezahlt wurde; An-rechnung von Kindergeld vor Zah-lungstermin des Kindergeldes, so dass Familien ohne Mittel für den Lebensunterhalt sind

► Aufforderung an Frauen, die eine Gewaltbeziehung beenden wollen, ihre sexuellen Gewohnheiten zu schildern und dauerhaft ins Frauen-haus zu gehen

► regelmäßiges Abwiegeln von Dienstaufsichtsbeschwerden

► ebenso regelmäßig sehr schnelles Reagieren auf Klagen vor dem Sozialgericht. Anruf am Dienstag nach einem Antrag auf einstweilige Anordnung am vorhergegangenen Donnerstag: „Sie haben Klage eingereicht, wir haben Ihren Antrag jetzt bewilligt“