Aufruf von Erwerbslosen
und prekär Beschäftigten aus Düsseldorf
zu Blockupy Frankfurt    

            

Wir Erwerbslose und Prekäre wissen: Die Verarmung breiter Bevölkerungsschichten
ist kein Kollateralschaden, sondern war erklärtes Ziel der Agenda 2010-Strategen.
Durch hohe Renditeerwartungen sollte das stets flüchtige Kapital im Land gehalten werden.
Im Klartext: In der Schweiz arbeitet das Geld, in Deutschland schuften die Niedriglöhner_innen
für ein Dauerhoch auf den Finanzmärkten. 2005 hatte Gerhard Schröder als Bundeskanzler
auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos Deutschland geradezu als europäische Avantgarde
gefeiert: „Wir müssen und wir haben unseren Arbeitsmarkt liberalisiert.
Wir haben einen der besten Niedriglohnsektoren aufgebaut, den es in Europa gibt.”

Wer gestern noch nach Tarif bezahlt wurde, arbeitet heute
schon für einen Dumpinglohn. Das erklärte Ziel der Neoliberalen:

Die „Integration“ von immer mehr Menschen in ein Leben
auf
Hartz-IV-Niveau – Altersarmut inklusive.

 

Und wir wissen auch: Neben Leiharbeit ist Hartz-IV einer der wesentlichsten Hebel

bei der Umsetzung dieser Verarmungsstrategie. Systematisch wird von deutscher

Seite EU-Recht gebrochen. Denn innerhalb der EU ist der „equal pay“-Grundsatz
- Gleiches Geld für gleiche Arbeit festgeschrieben. Die entsprechende EU-Richtlinie
besagt ausdrücklich, dass die wesentlichen Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen
für Leiharbeiter und Leiharbeiterinnen  „mindestens denjenigen entsprechen sollen,
die für diese Arbeitnehmer gelten würden, wenn sie von dem entleihenden Unternehmen
für den gleichen Arbeitsplatz eingestellt würden.“
(EU -Richtlinie RL 2008/104/EG; Absatz 14)

 

Während sich Merkel immer gern als Schulmeister aufspielt, um andere EU-Länder zur
Spardisziplin zu zwingen, schweigt nicht nur sie, sondern nahezu alle Akteure hier in Deutschland,
wenn systematisch EU-Normen gebrochen werden. Denn der dieser Bruch dient den Profiten
der in Deutschland ansässigen Unternehmen. Wen wundert es da noch, dass unser Merkel-Staat
bei Griechen, Spaniern, Portugiesen derart verhasst ist.

 

Der Niedriglohn und das Leben unterhalb des Existenzminimums, das mittels Hartz IV gegen
Teile der eigenen Bevölkerung durchgesetzt wurde, wird mit dem Troika-Diktat auf
die südlichen EU-Staaten, bald auf ganz Europa ausgeweitet . Und dort hat die Verarmung
noch weit exessivere Auswirkungen. Vielen wird so die Lebensgrundlage entzogen. Menschen
haben sich bereits aus Verzweiflung umgebracht. Oder es kommt dazu, dass Menschen wie
Christy Schwundeck, der im Frankfurter Jobcenter alle Gelder verweigert wurden, von der
Polizei erschossen werden. Immer mehr Menschen werden obdachlos. Die Selbsttötungen
sind in Spanien und Griechenland in den vergangenen Monaten sprunghaft angestiegen.

 

In einer von spanischen Aktivisten ins Netz gestellten Videobotschaft heißt es sehr
unmissverständlich:

 

„Die Bänker und Politiker haben die Gewinne privatisiert und die Verluste sozialisiert“

 

Als Erwerbslose und Prekäre sind wir davon überzeugt:
nur europaweiter Widerstand  gegen die Kürzungspolitik der Troika
verspricht Hoffnung.

 

Deswegen fahren wir nach Frankfurt